Carola Franke-Höltzermann M.A.
Das beknöpfte Taschentuch
Knopfschachteln gehörten zu den Alltagsgegenstände eines Haushaltes.
Knöpfe waren kostbar und wurden gesammelt, von alter Kleidung abgeschnitten und aufbewahrt.
Ganz egal ob der Knopf noch neu aussah oder schon viele Jahre im Gebrauch gewesen war.
All diese meist runden kleinen Gegenstände in der Schachtel waren ebenbürdig wertvoll.
Bis in die 1980er Jahre gehörte ein Taschentuch zum Inhalt einer jeder Frauen-Handtasche. Es war ein Stück Stoff, mal mehr – mal weniger gestaltet und doch allzeit mit möglichen Verwendungen praktikabel.
Der Versuch diese Erinnerungen wieder aufleben zu lassen mit an Demenz erkrankten Frauen im Alter von 70-84 Jahren war „erfolgreich“.
Sie sortierten Knöpfe oder nähten sie auch auf Stoffstücke, unterstützt von Ehrenamtlichen. Manche erzählte noch eine kleine Erinnerung dazu.
Im beknöpften Taschentuch finden sich diese Erinnerungen zusammen.
- Im Gedenken an meine Mutter (+1986). Das Taschentuch gehörte ihr.
- Inspiriert vom Knopf-Kleid der Textilkünstlerin Nana Aspholm-Flik, 2018
und unserem gemeinsamen Knopf-Projekt auf der BUGA Heilbronn 2019
- Inspiriert durch meine ehrenamtliche kreative Arbeit im Offenen Atelier mit an Demenz erkrankten Menschen, Nachbarschaftshaus Ostfildern
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* Wort
Beknöpfen: jemanden oder etwas zuhängen, es überladen
In der Corona-Zeit im Mai/Juni 2020 entstanden.
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